Detmold. Die lettische Hauptstadt Riga war in der vergangenen Woche Ziel einer Studienreise der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Angeführt wurde die überwiegend aus dem Regierungsbezirk Detmold stammende Teilnehmergruppe von Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling.
Der Schwerpunkt der Reise lag auf der Besichtigung verschiedener Tat- und Gedenkorte der Shoa.
Nach der nationalsozialistischen Besetzung Lettlands im Jahr 1941 fanden insbesondere nahe der Hauptstadt Riga zahllose Menschheitsverbrechen statt. Aus Deutschland deportierte Jüdinnen und Juden, aber auch lettische Menschen jüdischen Glaubens, politische Gegner und Kriegsgefangene wurden in den Wäldern Rigas erschossen. Über 25.000 Menschen fanden dort den Tod.
„Die Menschen stammten auch aus unseren Städten und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe“, erinnerte die Bezirksvorsitzende des Volksbundes Anna Katharina Bölling. Während einer Gedenkfeier im Wald von Bikernieki mahnte sie, die Erinnerung an die schrecklichen Schicksale der deportierten Menschen wach zu halten. „Ohne Geschichte kann es keine Zukunft geben“, betonte die Regierungspräsidentin.
Die Gedenkstätte, für die in Bikernieki ermordeten Opfer, wurde 2001 eingeweiht und wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut. Vor Ort erinnerten einzelne Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Vorträge an Einzelschicksale. Ebenso legten sie Blumen an den Tafeln der Städte nieder, aus denen die Menschen nach Riga deportiert wurden. Detmold war 2023 dem Städtebündnis „Riga-Komitee“ beigetreten, das sich die Erinnerung an die in Riga ermordeten Menschen zur Aufgabe macht.
Die Gruppe besuchte anschließend ebenfalls die Gedenkstätten Salaspils und Rumbula sowie den Deportationsbahnhof Skirotava. In Riga besichtigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem die Überreste der von Nationalsozialisten niedergebrannten Choralsynagoge, erfuhren mehr über die Zeit der deutschen, aber auch sowjetischen, Besatzung Rigas, begaben sich in das ehemalige Rigaer Ghetto in der Moskauer Vorstadt, führten Gespräche im Museum „Juden in Lettland“ und mit Rabbiner Eliyohu Krumer in der Synagoge Peitav Shul.
Ein weiterer Schwerpunkt der Delegationsreise lag auf der politischen Situation in Lettland – nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Der deutsche Botschafter in Lettland, Christian Heldt, verwies während eines Zusammentreffens in der Botschaft auf das Sicherheitsbedürfnis der Letten. „Was hier verteidigt und investiert wird, nutzt auch uns“., betonte der Botschafter mit Blick auf Deutschland. Die Gruppe erfuhr von einer großen Unterstützung der Ukraine und nahm diese auch deutlich im Stadtbild wahr.
Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling ordnete die Vielzahl der gewonnen Eindrücke ein: „Unser intereuropäisches Verständnis ist in dieser Woche eindeutig gestärkt worden.“ -
Text: Malte Bock (Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Regionalbüro Westfalen)