Meldungen aus dem Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe
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22.06.2021 – 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion. Eine Spurensuche auf dem Sennefriedhof in Bielefeld

Bielefeld. Am 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion lud der Landesverband NRW im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. seine Mitglieder und Spender:innen zu einer ganz besonderen Führung auf dem Sennefriedhof in Bielefeld ein. Gemeinsam wurden die Kriegsgräber von Menschen besucht, die durch die Folgen des Krieges im Osten in Bielefeld ums Leben gekommen sind.

Der Sennefriedhof gehört mit seinen ca. 100 ha Fläche zu den größten Friedhöfen Deutschlands. Zwischen 1918 und 1919 wurde hier eine Gräberstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges angelegt. Heute gibt es auf dem Friedhof 1 343 anerkannte Kriegsgräber des Ersten und des Zweiten Weltkrieges, die einem dauernden Ruherecht unterliegen.


Neben deutschen Kriegstoten befinden sich auf dem Friedhof heute fast nur noch Kriegsgräber mit Angehörigen aus osteuropäischen Staaten. Über 300 Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges als Zwangsarbeiter:innen oder Kriegsgefangene nach Bielefeld und Umgebung verschleppt wurden, sind hier bestattet. In den deutschen Planungen sollte die Arbeitskraft dieser Menschen dafür sorgen, dass der deutsche Bewegungskrieg im Osten nicht erlahmte.

Gemeinsam besuchten die Teilnehmer:innen der Führung unter anderem das Grab von Michailo Moroz, der als Rotarmist bereits im Herbst 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet und unter anderem im Stalag 326 (VI K Senne) inhaftiert war. Als Ukrainer wurde er im Herbst 1943 aus der Kriegsgefangenschaft in die Zwangsarbeit entlassen und musste in Bielefeld für die Deutschen Metalltürenwerke August Schwarze sowie für Kochs Adler Nähmaschinenwerke arbeiten. Er starb im Oktober 1944 mit 27 Jahren an den Folgen eines Unfalls.


Die Teilnehmer:innen der Führung folgten den Ausführungen von Bildungsreferentin Hanna Hittmeyer und Praktikantin Eileen Schüler mit großem Interesse und teilten auch ihre eigenen Gedanken zu den Auswirkungen des Überfalls auf die Gesellschaft bis heute mit.


Die Führung stieß auf großes Interesse bei Mitgliedern und Spender:innen und wird daher zeitnah wiederholt.


Text: Hanna Hittmeyer
Bilder: Eileen Schüler

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